Classic Anime Openings – Teil 2

Bloged in Anime,Musik by Ataru Sunday March 30, 2008

Nein, ich lasse mein Blog nicht untergehen; er wird weitergeführt. Die letzten zwei Monaten habe ich keine neuen Beiträge mehr geschrieben, weil ich eine Lizentiatsarbeit fertiggeschrieben habe und mich jetzt für die kommenden Abschlussprüfungen im Sommer-Herbst vorbereite. Bei 6 Prüfungen zu neun unterschiedlichen Themenbereiche gibt das Einiges zu tun – sollte ich die Prüfungen schaffen, darf ich mich dann lic.phil schimpfen.

Letztes Mal bin ich bei Openings von Anime aus den achtziger Jahren verweilt. Da mache ich heute auch weiter. Als Erstes zuerst Mal das 1. Opening von einem Anime, der vor bald zwanzig Jahren in Frankreich, Spanien, Italien und Mexiko für Furore sorgte – das Naruto seiner Zeit: Saint Seiya, mit dem OP-Lied Pegasus Fantasy von MAKE-UP.

[youtube HPSn0gU2EEI]

Als die Serie in den späten Achtzigern im französischen Fernsehen – im “Club Dorothée” – ausgetrahlt wurde, gewann sie auf Anhieb viele Fans. Auch in meiner Schule gabs gleich drei Angefressene von den “Chevaliers du Zodiaque”, so der französische Titel der Erfolgsserie. Mich hat die Serie hingegen nie wirklich begeistern können. Einerseits habe ich den Einstieg in die eigentliche Handlung nicht so richtig mitbekommen, und andererseits stand ich im Gegensatz zu den anderen meiner Peer-to-Peer Group weniger auf Shounen Action-Serien, sondern verstärkt auf verrückte Comedy, Romantik oder auf schlicht bizarre Mischungen wie Urusei Yatsura. Ich war halt schon von Anfang an ein Sonderling und “Softie”. Dementsprechend guckte ich nur sporadisch in Saint Seiya rein, doch für das wenige Gesehene erinnere ich mich noch heute erstaunlich gut an gewisse Szenen (eine am Kreuz festgenagelte Schwester von Seiya, anyone?).

Meine “Liebe” für Saint Seiya gilt also weniger der Serie an sich, sondern den jeweiligen Original-Openings und Endings, die ich erst ein paar Jahre später das erste Mal im Original sehen und hören konnte. Pegasus Fantasy ist so ein Lied, das mir auf Anhieb gefiel; ein Lied, dessen Melodie ich bereits von den BGMs her kann und das ich später in Japan im Karaoke des öfteren sang. In Pegasus Fantasy hardrockts wie so eben üblich für die achtziger Jahre: Eingängige Gitarrenriffs mit klassischem Refrain, Stadionrock-Stil, glattpoliert, viel Nachhall in der Stimme, Synthezier, u.s.w. – so als ob die Band Europe höchstpersönlich ein Anime-Op komponiert hätte. Das Teil rockt, keine Frage, und die eingebauten Soundeffekte tragen ihres dazu bei. Zudem sind die Schnitte perfekt dem Lied angepasst. Ich muss zugeben, dass ich ein Faible für die eine Sequenz habe, in der schnell zwischen dem zuschlagenden Seiya und seiner Aura als Pegagus hin- und hergeschaltet wird; quasi ein Strobo-Effekt mit Schlagkraft.

Wenn wir schon bei 80er Jahre Rock sind, gehen wir gleich weiter zum Hardrock rüber: Das zweite Opening stammt ebenfalls von einer Serie, die in Westeuropa extrem beliebt und auch kontrovers war, nämlich Hokuto no Ken (Fist of the North Star) mit dem Heuler “You are Shock” von Tom Cat.

[youtube n371zCCYpts]

An diesem Opening ist schlicht alles Kult: Das Lied, die Bilder, der Pathos. Bei diesen muskelbepackten Männern mit den riesigen Augenbrauen, verrückten Mad Max-Söldnern, platzenden Gesichtern, dem tränendem Mädchen, ect., da brodelts gewaltig in mir. Die Hokuto no Ken Openings triefen nur so von Machismo und Pathos, was sie zu einem grossen Klassiker macht. Die Serie an sich hat mich wie bei Saint Seiya auch nie wirklich begeistern können, aber dieses Opening… oh ja.

Jetzt bitte nicht erschrecken, ihr erlebt gerade einen kleinen Stilbruch:

[youtube wZt3DW1TRaA]

Das erste Opening zu Maple Town Monogatari (1986).

Nein, ich bin nicht verrückt. Ich stelle euch dieses Opening einerseits deshalb vor, weil mir das nette Kinderlied und die kindgerechten Animationen gefallen, und andererseits, weil Maple Town Monogatari vom gleichen Studio produziert wurde, das im selben Zeitraum auch Saint Seiya und Hokuto no Ken rausgebracht hatte, nämlich Toei Animation. In den Achtzigern war es bei Toei Animation üblich, dass sie jährlich 4 verschiedene Serien produzierten; davon normalerweise je zwei für Jungs und Mädchen. Ich finde es nun lustig, dass sie zwischen Hokuto no Ken und Saint Seiya (1984-87) – zwei Serien mit brachialer Action und fliessendem Blut – zwischendurch plötzlich sowas animiert hatten. Vielleicht brauchten die Leute im Studio zwischendurch einfach ein bisschen heile Welt als erholsames Pflaster von all den animierten Rohheiten? :-)

Das nächste Opening bietet Girls & Guns & Fun: Russian Roulette von Nakahara Meiko, das erste Op zu Dirty Pair (1985).

[youtube U7tfq4gV0r4]

Dieses Opening ist ein klassischer Ohrwurm, sehr eingänglicher Pop-Rock, klarer, simpler Gesang, ganz im Stile vieler 80er Popsongs.
Ich finde die Idee interessant, die beiden Heldinnen Kei und Yuri im Hintergrund auf einem Bildschirm und im Vordergrund vorbeiziehende Passanten zu zeigen. Dann wiederum gefällt mir die dynamische Animation und das sexy Character Design der Girls; beides trägt die Handschrift von Tsukasa Dokite, ein früher sehr gefragter Animator (Urusei Yatsura, Giant Gorg, Dirty Pair, Project A-Ko, Maison Ikkoku…). Zusammen mit Animatoren wie Moriyama Yuuji war er verantwortlich verantwortlich, dass sich gegen Mitte der achtziger Jahre sexy-niedliche Animedesigns in dieser Form entgültig durchgesetzt und bis in die Neunzigern hinein gehalten hatten.

Wenn man eine Liste von Klassikern der Achtzigern erstellen will, darf Kimagure Orange Road (1987) nicht fehlen, der Urgrossvater von romantisch-nostalgischen Dreiecksbeziehungskisten schlechthin. Eine der grossen Stärken der Serie liegt im Umgang mit seiner Hintergrundmusik (Pop & Easy listening Jazz von Sagisu Shiroh, bekannt u.a. für Evangelion, Nadia und KareKano) und seinen Openings & Endings, gesungen von talentierten Sängern wie Wada Kanako oder Masanori Ikeda. Musik war bei Orange Road Qualität, die hochgetrieben wurde; unter anderem hatte selbst Miyazakis Hauskomponist Joe Hisaishi für Orange Road ein Stück komponiert.

Das erste Opening von Orange Road, Night of Summer Side, von Masanori Ikeda.

[youtube 2Oa3oOmIYvE]

Na, habt ihr sie gezählt, die Schnitte? :-)

Ich bin nach 30 Sekunden auf ca. 73 Schnitte gekommen, weiter habe ich nicht mehr gezählt. In Anbetracht dessen, dass die Schnitte perfekt dem einfachen Grundbeat folgen und gegen Ende teils noch zunehmen, dürften es locker gegen die 250-300 Schnitte sein. Das dürfte die bisher höchste Schnittfrequenz in einem offiziellen Anime-Opening sein.

Die verschiedenen Openings und Endings von KOR gehen teils recht spielerisch und experimentell mit der Ausdrucksform Animation um. Es gibt schnelle Schnitte, eine Collage fügt sich zusammen, es herrschen grobe s/w-Skizzen, es wird mit Sand animiert, usw. Damit folgten die Macher einem Trend, der damals von Urusei Yatsura eingeläutet worden war und sich dann in selben Jahrzehnt durch weitere Serien wie Maison Ikkoku oder Ranma weitergezogen hatte. Das zweite Opening von Orange Road, Orange Mistery – gesungen von Nagashima Hideyuki – ist ein gutes Beispiel dafür, wie Freiheiten innerhalb des festgelegten kommerziellen Rahmens für visuelle Experimente ausgenutzt wurden.

[youtube cx7ki1Lt5To]

Ausser der animierten Band besteht der Clip fast ausschliesslich aus Auschnitten der ersten Folge und des ersten Openings, und das komplett in schwarzweiss, teils mit Verzerrungen, Verlangsamungen und Mehrfach-Belichtungen verfremdet. Kennt ihr Openings von neuen Animes, die so extrem mit den Bildern und Schnitten experimentieren? Ich nicht.
Zu den beiden Liedern von Masanori Ikeda und Nakashima Hideyuki darf man geteilter Meinung sein: Gängiger 80er Jahre (Schnulze-)Pop, mal etwas besser, mal etwas schlechter, mit allzu offensichtlichem Synthesizer-Schlagzeug. Ich finde sie ganz ok, aber in den absoluten Olymp meiner Lieblingslieder schaffen es beide nicht. Ganz gelungen finde ich jedoch, dass sie Nostalgie nach einer, hmm, sagen wir mal nach “vergangener Jugendzeit” verströmen, besonders Orange Mistery.

Vorhin hatte ich den Namen Kanako Wada fallen gelassen. Kanako war eine extrem talentierte Popsängerin, die neben einigen Singles zu Orange Road von 1986 bis 1993 sechs verschiedene Solo-Alben herausgebracht hatte; dann war sie plötzlich von der Bildfläche verschwunden. Und das ist ein Jammer, denn Kanako Wada hat schlicht eine sagenhafte Stimme, die im Gegensatz zu vielen anderen Anime-Sängerinnen sehr ausdrucksstark ist. Aber hört selbst: Salvia no hana no you ni – ein Ausschnitt aus Folge 22 (übrigens, ich liebe die Animation und den verdutzen Ausdruck von Madoka bei 2:05), bei dessen französischen Ausstrahlung 1993 einfach der gesamte Gesang der Zensur zu Opfer gefallen war.

[youtube k-aXx6TrfmY]

Na, was meint ihr? Ich mag das Stück einfach, wie alle Lieder von Kanako, die sie für Orange Road gesungen hat. Zu Orange Road könnte ich noch eine Menge mehr schreiben, doch das für ein Andermal.

5 responses to “Classic Anime Openings – Teil 2”

  1. avatar Angie says:

    Ahhh…Pegasus Fantasy ^_^

    Das Opening höre ich auch sehr gern hat einen prominenten Platz in der iPod Playcount Liste.

    Die französischen Openings kann man sich ja nicht zumuten ^^’

    “Lees chevaliers du zodiaahaaqueeee”…
    http://youtube.com/watch?v=fEz9ujPsmQM

    oder dann:
    “L’aventure est sur tooooon chemiiiiin”
    http://youtube.com/watch?v=9dSb9d1AwWw
    Das klingt nicht nur schlecht, sondern sieht auch noch fürchterlich aus ^^’

    Apropos Saint Seya: Das Hades Opening ist auch sehr gelungen, finde ich:
    http://youtube.com/watch?v=Sf3P-LviPa4

    Ist zwar zu neu für einen klassiker, aber sicherlich wird’s mal einer werden ;)

    Ansonsten von klassikern gefällt mir das Versailles no Bara Opening. Das Lied lässt mich sofort in die Anime-Kindheit zurückversetzen. Es ist einfach typisch für Anime, die zu meiner Zeit in Italien und Deutschland liefen. Nostalgie pur…aahh

  2. avatar fyl says:

    Lizentiat? Ist das auf gleicher Stufe wie ein Magister (M.A. =Diplom für Geisteswissenschaftler) bei uns in Deutschland oder eher Richtung Doktor?
    Was war das Thema?

  3. avatar Ataru says:

    @Angie

    Aua, mit diesen französischen Schlagersongs reisst du alte Wunden auf. Dabei hatte ich sie doch erfolgreich verdrängt :-p

    @fyl

    Das Lizentiat ist in etwa auf derselben Stufe wie das deutsche Magister und die Vorstufe zur Promotion. Wir dürfen im Schriftverkehr anstelle von lic.phil neuerdings auch den englischen Titel M.A. für “Master of Arts” tragen, aber das überlege ich mir für die Schweiz lieber noch, weil ein M.A. nach Bologna-System auf modulbasierendes Studieren von 3 + 2 Jahren fusst, wohingegen ein Liz.-Studium keine solche Strukturierung kennt und letztendlich ein freieres Studieren als Grundlage hat. Die Arbeit hat Murakami Ryus Love & Pop und dessen Verfilmung zum Thema.

  4. avatar fyl says:

    Interessant, wir befinden uns in der gleichen Studienphase. Habe im Januar die Magisterarbeit (über Dôjinshi) abgegeben und im April stehen die letzten Prüfungen (insgesamt vier) an. :)

  5. avatar Greypowered says:

    Hallo Ataru,

    Es sieht aus, als ob du sehr beschäftig bist. Ich wünsche dir alles gutes für deinen Prüfungen! Und besonders für deine Arbeit über Murakami’s Film!

    Viel Glück!

Leave a Reply

Your email address will not be published.

28 queries. 0.092 seconds.
Powered by Wordpress
theme by evil.bert