Kurzkritiken: Toradora, Kannagi, Hyakko

Bloged in Anime by Ataru Thursday November 27, 2008

Momentan fällt mir beim Schauen aktueller Serien gerade nichts Sinnvolles ein, worüber sich was länger schreiben liesse. Hinzu kommt einmal wieder eine ärgerliche Schreibblockade. Nichts ist mühsamer als ein weisses Blatt oder einen weissen Bildschirm vor sich zu haben, die einen mit “jetzt schreib doch mal!” anschreien. Aber Übung macht ja bekanntlich den Meister, also begnüge ich mich heute mit einigen Kurzreviews zu aktuell laufenden TV-Serien:

Toradora!

Ein vermeintlicher Badboy-Oberschüler mit herzensguter Seele wird zum unfreiwilligen Lakai einer kleinen, aggressiven und schusseligen Mitschülerin, die sich von ihm bemuttern lässt. Der komischen Zweierbeziehung liegt ein Zweckbündnis zugrunde: Beide sind heimlich in zwei weitere Mitschüler verknallt und erhoffen sich durch Komplizenschaft, dem Objekt ihrer Begierde näher zu kommen. Dummerweise merken beide nicht, dass sie zusammen eigentlich das beste Paar abgeben würden.

Toradora! ist eine gelungene Schulkomödie mit schrägen und liebenswerten Figuren. Zeichnerisch und animationstechnisch für TV-Verhältnisse eher im unteren Mittelbereich angesiedelt, macht die Serie diesen Punkt mit der pfiffigen Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren Takasu Ryûji und Aisaka Taiga und ihren überzeugenden Synchronsprechern mehr als wieder wett. Auch die anderen Figuren geben was her. Sie zeichnen sich alle durch archetypische Charakterzüge aus und haben in gewisser Beziehung nicht alle Tassen im Schrank, doch der Drehbuchautor lässt hin und wieder durchblicken, dass hinter jeder einzelnen Figur mehr steckt. Für einmal sind sie für diese Art von romantischer Schulkomödie nicht unangenehm schrill, sondern mit ihren Marotten doch recht sympathisch. Romantik liegt in der Luft. Nur der hässliche Kanarienvogel von Ryûji ist Fehl am Platz.

Kannagi – Crazy shrine maiden

Seit der Schüler Jin aus einem Stück Holz eines heiligen Baumes eine Statue für ein Schulprojekt geschnitzt hat, muss er mit Nagi zusammenleben; die Schutzgöttin, die der ursprüngliche Baumgott gewesen war und jetzt durch Jins Statue als Mensch zum Leben erweckt worden ist. Nagi stellt entsetzt fest, dass der heilige Baum inzwischen gefällt wurde und der dazugehörende Schrein der Gegend nicht mehr existiert. Sie sieht ihre neue Aufgabe darin, mit einem, in der Spielzeugabteilung gekauften Zauberstab die Gegend von Ungeziefer und anderen “Unreinheiten” zu beseitigen. Jin soll ihr dabei helfen.

Fazit: Kannagi, basierend auf einem gleichnamigen Manga der Autorin Eri Takenashi, überzeugt in den ersten Folgen neben den sehr niedlichen Charakterdesigns der Protagonistinnen durch ein gutes Comedy-Timing, das den Akzent auf stillschweigende Momente vor dem grossen Knall setzt, und vor allem durch flüssige und detailverliebte Animation (hier sticht besonders die Arbeit von Animator Seiya Numata in der zweiten Folge hervor). Die Serie ist generell ruhig, die Handlung schreitet sehr gemütlich voran und steuert bisher kein erkennbares Ziel an. Hier schwächelt die Serie, denn die Ausgangslage böte eigentlich genug Stoff, um ein über mehrere Folgen spannender und abwechslungsreicher Handlungsbogen zu entfalten. Stattdessen begnügen sich die Macher in den weiteren Folgen, das Leben von Jin und Kannagi im Schulmilieu auszuloten und auf die Niedlichkeit der Protagonistinnen zu setzen. Es kommen neben der obligatorischen Sandkastenfreundin auch eine schelmische Schwester von Nagi vor sowie einige Mitglieder von Jins Kunstklub – allesamt Figuren, die weder originell noch wirklich interessant genug sind, um der Serie die nötige Spritzigkeit zu geben. Schade eigentlich, aber langweilig ist Kannagi bisher zum Glück noch nicht.

Hyakko

Gleich am ersten Schultag verläuft sich die schüchterne Ayumi Nonomura auf dem riesigen Gelände ihrer neuen Privatschule. Da macht sie Bekanntschaft mit der snobbischen Tochter eines Industriellen, Tatsuki Iizuka. Beide treffen beim weiteren Herumirren dann auf der ruhigen und gefrässigen Suzume Saotome, und auf Torako Kageyama, ein Energiebündel von einem Schulmädchen, immer bereit für neue Herausforderungen und Freunde. Zusammen mit anderen Mitschülern erleben die vier an ihrer neuen Schule viel Spass.

In Hyakko passiert eigentlich nicht viel, und dann doch wieder jede Menge. Amerikaner würden diese Art von Serie etwas abschätzig mit “stupid girls doing stupid things” bezeichnen. Erzählt wird das verrückte Leben der Schülerinnen und wie sie allmählich zu festen Freundinnen werden. Basierend auf einem gleichnamigen Manga, der von Flex Comix im Internet veröffentlicht wird, lebt der Anime von der Interaktion der verrückten Mädchen und der Leistung der bekannten Synchronsprechinnen. Der Humor zeichnet sich vorwiegend durch Slapstick und absurden Situationen aus, deren Pointe teils verzögert erfolgt. Dadurch ist Hyakko als Schenkelklopfer nicht für jedermann geeignet. Weiter kommen Character Designs und Animation hinzu, die etwas krude wirken, dem Aussehen der Manga-Vorlage jedoch treu sind. Von den drei vorgestellten Serien ist Hyakko diejenige, die am cartoonhaftesten aussieht. Die Hintergrundmusik reicht von bekannten klassischen Stücken wie Vivaldis vier Jahreszeiten bis hin zu Speedmetal in der Manier von X-Japan – das alleine verleiht der Serie schon ein eigenes Profil. Persönlich gefällt mir der Humor von Hyakko ziemlich gut; besonders die energische Torako hat es mir angetan. Die aberwitzige Karaoke-Szene zwischen ihr und Ushio Maunouchi in Folge 5 ist goldwert. Selten hört und sieht man Animecharakteren beim falschen Singen so gerne zu wie hier.

4 responses to “Kurzkritiken: Toradora, Kannagi, Hyakko”

  1. avatar Sasa says:

    Dass Kannagis “slice of life”-Charakter mich stören könnte, darauf bin ich ja noch gar nicht gekommen, aber es scheint eine gute Erklärung dafür zu sein, warum mir unter dem Strich z.B. Toradora besser gefällt! Toradora hat einfach eine Richtung und ein Ziel (und ist vielleicht teilweise zu schematisch), Kannagi bisher nicht.
    Dafür überzeugt Kannagi meiner Meinung nach mit der allerbesten 7. Episode, weil sich die gesamte Episode in 2 Zimmern und (fast) in Echtzeit abspielt, und dabei alle Charaktere auftauchen. Noch mehr “slice of life” könnte die Episode also gar nicht sein. (Außerdem fand ich die Regie herrlich, aber das nur so nebenbei.)

  2. avatar seto says:

    nach schreibblockade sieht das aber nicht aus ;)

    mein kurzkommentar zu den drei serien:

    1. toradora
    ich habe weder shakugan no shana noch zero no tsukaima gesehen (abgesehen von 1-2 folgen), deshalb finde ich toradora schon sehenswert. wer die beiden serien schon kennt, dem könnte die “loli tsundere”-thematik langsam langweilig werden. shana, louise und taiga haben nicht zufällig die gleiche seiyuu. achja, nagi habe ich noch vergessen. sie ist aber weniger tsundere als ihre kolleginnen finde ich. oder eine serie mit rie kugiyama reicht noch nicht aus um genug zu haben.

    2. kannagi
    kann ich nicht viel dazu sagen, gefällt mir aber nicht besonders. hab ich nach 2 folgen aufgehört gucken.

    3. hyakko
    ich war schon vom manga hellauf begeistert (habe alle 4 bände in papierform im regal stehen). wie du erwähntest passiert eigentlich nicht viel und die animation ist nicht gerade filmniveau. die zeichnungen gefallen mir allerdings sehr gut und dieses “nichts passieren” ist eigentlich gar nicht langweilig. ich mag diesen kantigen stil.
    torako hat es mir wie dir auch sehr angetan, aber nicht nur sie. am liebsten würde ich gleich alle einpacken und mitnehmen. sogar ihren klassenlehrer kyoichiro.
    achja, die beste szene aus dem manga:
    ??????????????????
    nene: lesbe? blödsinn, ich bin bi!
    i LOLd. :D

  3. avatar Ataru says:

    @Sasa

    Folge 7 von Kannagi finde ich in der Hinsicht interessant, dass Nagi kaum je zu sehen ist, ausser ganz am Ende und eine einzige Einstellung, in der ihre sexy Beine zu sehen sind ;)

    @seto

    Ich hatte Anfang letzten Jahres die erste Staffel von Zero no Tsukaima gesehen und meine Meinung dazu geschrieben. Die weiteren Staffeln habe ich bisher noch nicht gesehen und von Shakugan no Shana habe ich ausser der ersten Folge der ersten Staffel nichts gesehen. Ich bin also betreffend der Sprecherin Rie Kugimya noch nicht vorbelastet. Zudem schaue ich wenige Animes mit “tsundere”-Figuren. So gesehen stört mich Taiga in Toradora! nicht, weder ihr Archetyp noch ihre Stimme.

    So so, du hast also den Manga von Hyakko? Das hätte ich von dir nicht gedacht, aber dass du auch etwas unbekanntere Sachen magst und direkt aus Japan importierst, ist bei dir ja nichts Neues ;) Und dass dir der Spruch der Roothaarigen gefällt, kann ich mir gut vorstellen ;)

  4. avatar derBene says:

    Also wenn, dann ist der bekloppte Kanarienvogel so fehl am Platz, dass er schon wieder genau richtig ist. Ehrlich, ich fand den immer klasse :D

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