Con-Report: Polymanga 2006 in Genf

Bloged in Anlässe by Ataru Sunday April 30, 2006

Am Samtag den 22.April war ich in Genf an der zweiten Ausgabe der Polymanga, der grössten schweizer Anime- und Manga-Con. Dieses Jahr war sie im genfer Palexpo, wo sonst der grösste Automobilsalon Europas stattfindet. Die Platzverhältnisse waren dementsprechend für die schätzungsweise 2000-3000 Besucher (Samstag) sehr grosszügig ausgefallen: Es gab neben einer grossen Halle mit Sitzplätze für über 800 Personen (während des Cosplaywettbewerbs war der Saal bis auf die Stehplätze voll) noch drei weitere Säle. Weiter kam noch ein grossflächiges Parterre hinzu und ein breiter Gang, wo Händler und Fanartzeichner ihre Stände aufgestellt hatten.

Letztes Jahr war Abe Yoshitoshi der Ehrengast der Polymanga, dieses Jahr waren es Range Murata (Blue Submarine, Last Exile…) und Tensai Okamura (Naruto, Cowboy Bebop, Wolf’s Rain…). Ich liess mir die Gelegenheit mit einem Kumpel nicht nehmen, als Erster in der Warteschlange für die Signierstunde anzustehen. Zuerst machte ich mir Hoffnungen, eine kleine Zeichnung auf ein Blatt Papier von Murata zu bekommen – zufälligerweise würde ich zwei Tage später runden Geburtstag feiern, und das wäre ein schönes Geschenk gewesen. Doch leider wurde uns im allerletzten Moment mitgeteilt, dass die Gäste keinen leeren Blätter signieren würden. Also doch wohl „bloss“ eine Unterschrift.

Ausstellung von Range Murata

Es kam doch leicht anders: Belohnt wurde ich mit nicht nur mit einer netten Signatur von Tensai Okamura auf meiner Cowboy Bebop DVD, sondern wurde noch zusammen mit Range Murata fotografiert, auf der Tensai Okamura noch spasseshalber seine Hand hinter meinem Rücken aufgestreckt hatte. Ich konnte mit beiden Ehrengästen noch kurz ein paar Worte austauschen, und war dann ganz happy :)

Ich und Range Murata

Das Publikum war altermässig sehr verschieden aufgeteilt. Der Grossteil bewegte sich um die 17-20 mit einigen Ausschlägen nach oben (Leute um die Dreissig herum wie ich und älter waren keine Seltenheit).
Im Vergleich zu deutschsprachigen Cons schien mir, dass etwas mehr Jungs als Mädels anwesend waren. Es liefen auch nicht so viele Leute in Cosplay rum, und bei uns so häufig anzutreffende „Randgruppen“ wie Gothic Lolita-Fangirls waren dort kaum zu sehen (ist mir persönlich lieber so. In meinen Augen ist die Gothic Lolita/J-Rock-Szene in ihren Interessen und Aktivitäten teils einfach zu weit von der ursprünglichen Anime/Manga-Szene entfernt).

Die

Eines der grossen Highlights der Con waren für mich die Fanartzeichner und Fanzines. Es ist recht erstaunlich, was die Zeichner drauf haben. Einige von ihnen sind sogar professionell als Zeichner und Grafiker tätig. Ich persönlich habe in der Deutschschweiz und Deutschland noch nie Fanart mit einem derart hohen Niveau angetroffen. Manga-Pop war mit ihren Zeichnern die auffälligste Gruppe. Das Artwork dieser beiden Künstler hier gefiel mir besonders gut.
In meinen Augen merkt man einfach den Unterschied zwischen den Comickulturen der Franzosen und dem der deutschsprachigen Länder. Die Franzosen haben es drauf, die anderen weniger :-)

Auf dem unteren Bild sind die von mir gekauften Fanarts. Besonderes Augenmerk gilt dem grossen Bild von Mathilda aus Léon – Der Profi.

Das Anime-Programm war eigentlich nichts Besonderes: Da die Polymanga im Kern eine kommerzielle Convention ist, wurden keine Fansubs oder sonstige Animes gezeigt, von denen die Organisatoren keine Vorführungsrechte besassen. Das offizielle Programm bestand meist aus Animes vom Hause Dybex und Kaze (z.B. Genshiken, Midori no Hibi…). Sie wurden teils im Original mit Untertiteln und teils französisch synchronisiert gezeigt.

Hier der Stand von Dybex:

Das Rahmen-Programm wiederum war recht vielfältig: Es gab einen Videogames-Raum mit alten Konsolen, eine Tee-Zeremonie, ein Go-Raum, ein Kurs für Origami, und die Cosplay-Gruppe „Bulle-Japon“ organisierte neben dem Cosplay auch drei Quizz samt einem Karaoke-Wettbewerb.

Ganz interessant zum miterleben war die Leidenschaft der französischen Fans für französische Openings älterer Anime und US-Zeichentrickfilme. Ab Beamer wurden ca. 2 Stunden lang Vorspänne gezeigt, bei denen viele Anwesenden Zuschauer nostalgisch mitgesungen haben. Es war schon lustig mitzuerleben, wie einige kräftige Typen mit krassen Death-Metal T-Shirts plötzlich beim französischen OP von Prinzessin Sarah mitgesungen haben :)

Wer Geld für Anime DVD-Boxen ausgeben wollte, hatte bei den verschiedenen Ständen die Qual der Wahl, und das zu absoluten Kampfpreisen (als Beispiel: Beide “Onii-sama e”- Boxen waren zusammen für knappe 48 Euro erhältlich).

Kimagure Orange Road Fans hatten gleich drei Boxen zur Auswahl:

Alles in allem war die Polymanga 2006 ein tolles Erlebnis für mich. Nächstes Jahr will ich erneut hingehen. Ich kann die Con für jeden empfehlen, der auf kommerzielle Cons mit einem Hauch an Fan-Atmosphäre steht und sich besonders für Fanarts interessiert.

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