Manga Review: Dameyome nikki
Watashiya Kaoru ist vor dem Hintergrund der Kodomo no Jikan-Kontroverse eine unter westlichen Fankreisen bekannte Zeichnerin geworden. Allerdings eilt der Ruf von Kodomo no Jikan in ihrem Fall ihrem bisherigen Schaffen voraus- kaum jemand kennt einen anderen Manga von ihr. Dabei ist Watashiya schon seit 1991 Profizeichnerin und hat bereits mehrere Serien in unterschiedlichen Genres für verschiedenste Zeitschriften geliefert. Dameyome nikki (Tagebuch der hoffnungslosen Braut) ist so ein Beispiel.
Dameyome nikki ist eine Anthologie von farbigen 4-Panel Gagstrips, die Watashiya von 2004 bis Ende 2007 für die mittlerweile eingestellte Monatszeitschrift Manga Town Original (Futabasha Verlag) gezeichnet hat. Die Strips drehen sich um eine namenlose junge Braut um die zwanzig, die wahnsinnig in ihren Ehemann verknallt ist und alles für ihn tut.
Die Braut hat keinen Namen, wird aber schlicht “Yome” (Braut) genannt. “Yome” spricht so gut wie nie. Sie ist ein Kontrollfreak und perfektioniert sich auf beängstigende Art und Weise in ihre Rolle als treue Hausfrau, die sich liebevoll um ihren Mann kümmert und im Gegensatz von ihm geliebt und geknuddelt werden will. Sein Glück ist ihr Glück. Was sie nicht mag, ist, wenn er zu spät nach Hause kommt oder sie wegen eines Videospiels vernachlässigt. Es sind ihr Umgang mit dem Ehemann und Anektoden aus ihrem Eheleben, die oft ohne Worte für die lustige Pointe sorgen. Die Verliebtheit von “Yome” in ihrem “Otto” (Ehemann) ist eine Mischung aus übertriebener Fürsorglichkeit, überdrehter Infantilität, Big Brother Kontrolle und grenzender Obsession. Da wird das Leben frisch vermählter japanischer Brautpaare mit all seinen Klischees durch den Kakao gezogen, so dass kein Auge trocken bleibt.
Mit der Obession meine ich, dass “Yome” zum Beispiel gerne an den zu waschenden Kleidern ihres Ehemanns schnüffelt – da sitzt ja sein lieblicher Geruch und seine Wärme fest – oder ihn nach der morgendlichen Verabschiedung durch den Spion heimlich weiter beobachtet (nennt man das nicht Stalking?) Oder sie bastelt sich ihren eigenen Plüsch-Ehemann im Massstab 1:1, für die einsamen Stunden ohne ihren “Otto”. Ihr ahnt schon, Dameyome nikki ist voll von solchen Gags. Kommt noch hinzu, dass “Yome” für weit jünger gehalten wird als sie wirklich ist und aus unerfindlichen Gründen das Sammeln von Flyern für Erotiketablissements zu ihrem Hobby gemacht hat.
“Yome” tut jedoch nicht alles rein für ihren “Oddoooo” (ihr Knuddelname für den “Otto”), sondern “nutzt” ihn bei der sich bietenden Gelegenheit auch für die Haushaltszwecke, ohne das er sich dessen bewusst wird, wie das Beispiel unten mit den Socken gut illustriert.
So wie die Gags niedlich sind, so sind es auch die Zeichnungen. Dameyome nikki besticht durch rundliche SD-Zeichnungen, wie sie für 4-Koma so üblich sind. Teils werden die Gags durch halbseitige Zeichnungen von Yome ergänzt, im Stil, wie man sie schon eher von der Kodomo no Jikan-Zeichnerin vermuten würde. Mit der Verständlichkeit der Gags hält es sich für Leser ohne Japanisch-Kenntnisse im Rahmen. Die Hälfte der Gags spricht bildlich für sich, bei den anderen sollte man jedoch auch den dazugehörigen Text lesen können. Als Japanisch-Lernhilfe eignet sich Dameyome nikki weniger gut, weil die Kanji ohne Furigana daherkommen. Das Beispiel unten links dürften alle verstehen, das auf der rechten Seite dreht sich ums Ohreputzen (ein beliebtes Klischee in Japan für Fürsorglichkeit in einer Partnerschaft).
Wer sich für weitere 4-Panel Gagcomics wie Dameyome nikki interessiert, dem lege ich die zweisprachigen (jap./eng.) Bände von OL Shinkaron ans Herz.
Interessantes Lesefutter abseits des Mainstreams. Ich glaube, dem werde ich mal hintergehen. Danke für den Tipp!
“abseits des Mainstreams”? xD
Hierzulande latürnich. Im Gegensatz zu Kare Kano o.ä. gibt’s das nicht einfach in der nächsten Bahnhofsbuchhandlung.