Schmeckt wie bittere Schokolade (Le portrait de petite Cossette)
Originell und gut gemacht sollen die OAVs von Le portrait de petite Cossette sein, und wegen der düsteren Atmosphäre ein richtiges Kribbeln hervorrufen. Da bin ich neugierig geworden und habe mir die offizielle Code 1 DVD von Geneon gekauft. Nun habe ich die erste der drei OVAs gesehen. Hier meine ersten Eindrücke:
Hmm…. was soll ich sagen? … Hübsch…. einige gute Animationen und jede Menge visuelle Einfälle. Man spielt mit extremen Blickwinkeln, mit Licht- und Schattenspiele, mit Spiegelungen und mit anderen kinematographischen Kunstgriffen. Aber bei der Handlung blicke ich nicht so ganz durch.
Mir scheint alles im Grunde genommen sehr banal zu sein (ein Junge verfällt dem tödlichen Charme eines in einem Glas gefangenen kleinen Mädchen aus dem 18.Jhr). Daher wird sehr auf die “psychologische und amtosphärische Karte” gesetzt, um aus wenig “Viel” zu machen. Die eigentlichen Bilder und Szenen sind technisch und artistisch sehr gut gelungen und tragen zu einer geheimnisvollen Atmosphäre bei, keine Frage, doch sie sind nicht wirklich originell, und die Geschichte ist es ebenfalls nicht.
Das Thema Gothic Lolita will man in diesen OAVs ausleben, und das, nachdem es meiner Meinung nach bereits zu Genüge in Manga und Doujinshi geschieht, und im Grunde genommen auch in Anime (als Hauptthema ist es jedoch selten, zugegebenermassen). Diese Fixation auf “Lolitas, die mysteriös sind und in 18 Jhr. look-a-like Trachen rumwandern (meist dazu in Schwarz)”, die kann ich irgendwie nicht ganz nachvollziehen. Nicht, dass es mich sonderlich stören würde. Wäre das der Fall, hätte ich vor vorneherein diesen Anime nicht gekauft. Ich bin lediglich am Thema Gothic interessiert, und auch neugierig, ob hier das “Weibliche” und die Frau als mysteriöse Bedrohung thematisiert und visualisiert wird. Das Thema “Gothic” als Sparte der Kunst und Literatur beinhaltet immer eine Mysteriöse Seite, doch aus der sollte doch mehr zu holen sein als hübsche und schaurige Bilder mit einer in Schwarz gekleideten blondhaarigen Lolita im Mittelpunkt.
Dass es mit dem Thema Gothic anders geht, zeigt der formal und inhaltlich um ein Vielfaches interessantere Anime-KinofilmAngel’s Egg von Mamoru Oshii. Das ist einer der bisher wenigen Animes, die wahrlich die Bezeichnung “Gothic” verdienen (ein anderer wäre “Magnetic Rose” aus Memories).
Vielleicht gehe ich nun mit Le portrait de petite Cossette zu hart ins Gericht. Der Anime ist beileibe nicht schlecht. Besser und origineller gestaltet als der grosse Anime-Output der letzten Zeit ist diese OAV-Reihe zweifelsohne immer noch – schon rein wegen der sehr gepflegten visuellen Bildsprache und den Character Designs, die etwas abseits vom grossen Mainstream sind (das tut immer gut). Es ist ja auch bloss mein erster Eindruck der ersten OAV, von daher….
Meine Erwartungen habe ich da wohl zu hoch gesteckt. Einige Fans dürften diesen Anime wie süsse Schokolade schmecken, bei mir hatte dieser jetzt wegen den hohen Erwartungen einen leicht bitteren Nachgeschmack.
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