Manga Review: Machimachi Vol.1
“Du darfst uncool aussehen, du darfst klein sein”
Keiner zu klein, um ein Mann zu sein
Viel zwischenmenschliches Verhalten in unserer modernen Gesellschaft hat Ursachen, die weit zurück in der menschlichen Evolution liegen. So etwa die Tatsache, dass Frauen oft auf grosse Männer stehen, jedenfalls bei der körperlichen Anziehung. Ein grosser Mann wirkt gesund und kräftig und scheint somit gute Gene zu haben – auf sowas achtet das weibliche Geschlecht meist unbewusst. So jedenfalls die Wissenschaft. Aber abgesehen davon strahlt ein Mann, der grösser als seine Partnerin ist, auch eine Art Dominanz und Beschützer-Aura aus. Deshalb ist es sowohl Männern wie auch Frauen bei einer Beziehung in der Öffentlichkeit wohl etwas unwohl oder gar peinlich, wenn der Mann kleiner als seine Partnerin ist. Über Frankreichs Präsident Sarkozy munkelt man jedenfalls, dass er seiner Frau Carla Bruni das Tragen von Schuhen mit hohen Absätzen verbieten würde. Beim unteren Foto sieht man wie er sich bemüht, sein Defizit bei der Körpergrösse mit Schummeln wieder auszugleichen. Ganbatte, Sarko!
In Manga und Anime sind Unterschiede bei der Körpergrösse zwischen Liebespaaren meist Anlass für lustige Szenen, oder auch für Peinlichkeiten aller Art. Der heutige Manga, Machimachi Vo.1 (Verlag Futabasha, Reihe: Action Comics) von Kagami Fumio baut ganz auf den die körperlichen “Defizite” der beiden Protagonisten, zwei Schüler in der Oberstufe: Das Mädel, Takagi Fumiko, ist zu gross, der Junge, Koga Yûta, ist zu klein. Beide sind seit klein auf heimlich ineinander verknallt. Koga-kun ist für Fumiko die typische Sandkastenliebe. In der Grundschule war er noch einen Kopf grösser als sie, ab der Mittelstufe ist Fuiko jedoch rasant gewachsen und überragt ihn jetzt um einen halben Kopf.
Die gegenseitige Anziehung ist nicht verschwunden, aber beide leiden unter dem Grössenkomplex. Fumiko kommt sich gross (stimmt) und unniedlich (stimmt nicht) vor, Yûta wiederum leidet am Napoleon-Komplex und glaubt, Fumiko würde lieber auf Jungs grösser als sie selbst stehen. So kommt es, dass beide in der Schule und in der Freizeit zwar gerne zusammen sind und die gegenseitigen Annäherungsversuche wahrnehmen, doch gleichzeitig sind sich beide ihres Grössenunterschieds bewusst, was ihnen schlicht super peinlich. Beide versuchen durch Buckeln und sich lang machen auf gleicher Augenhöhe zu sein; ein Verhalten, das sie mit der Zeit etwas ablegen werden.
Machimachi wäre nicht der erste Love Comedy-Manga, bei dem das Grössenverhältnis beim Liebespaar für einmal umgekehrt (er klein, sie gross) ist; die Idee ist wahrlich nicht neu. Von dieser lustigen Grundsituation lebt auch The Kabocha Wine oder Love Complex, um nur zwei Titel zu nennen. Bei Machimachi kommt jedoch noch hinzu, dass sich beide Parteien extrem dafür schämen und darunter auch leiden. So brauchen Fumiko und Yûta extrem lange (= halber Band), bis sie zu einem echten Paar werden, und dann leiden beide weiter unter ihren Komplexen. Machimachi ist aber natürlich keine Leidesgeschichte, sondern eine (verflucht) niedliche Liebesgeschichte mit sehr wenig Kalorien und praktisch Null Fanservice. Machimachi wird im Monatsmagazin Comic High publiziert, besser bekannt als das Magazin, in dem auch Kodomo no Jikan erscheint. Schon die recht einfach gehaltenen Characterdesigns von Kagami Fumio – ein Zeichner, der ursprünglich von der H-Manga Ecke kommt – zeugen von grosser Niedlichkeit.
Machimachi lebt ganz von den zögerlichen und niedlichen Annäherungsversuchen dieses scheuen Paars; ein Paar, das ständig darauf bedacht ist, das jeweilige Gegenüber nicht zu demütigen. Dadurch hat der Manga ein äusserst langsames Erzähltempo. Bei den 190 Seiten passiert im Grunde genommen ziemlich wenig. Die Geschehnisse werden in die Länge gezogen. Yûta und Fumiko treffen sich einmal im leeren Klassenzimmer, reden miteinander, beide erröten (eigentlich sind beide ständig errötet), er darf hin und wieder seine sanfte Seite zeigen und seinen Beschützerinstinkt freien Lauf lassen (er krault einmal ihren Kopf; tadelt sie, wenn sie sich kleiner macht, usw.), er kriegt dann Angesichts des grossen Klassensprechers, der mit Fumiko spricht, gleich wieder Komplexe. Sie wiederum merkt, wie ihn seine kleine Grösse zu schaffen macht und schämt sich dafür, so gross zu sein. Und so weiter, und so fort.
Bislang sind zwei Bände erschienen. Obwohl die Geschichte wahrlich frei von Kalorien fürs Hirn ist, nimmt es mich doch Wunder, wie sich die Beziehung zwischen Yûta und Fumiko weiterentwickelt. Band 2 wird bei der nächsten Manga-Bestellung aus Japan dabei sein.
also ein rabucon für buben? wobei, comic high ist ja durchaus ein bisschen speziell und trotz viel fanservice in den fortsetzungscomics nicht unbedingt ein reines shonen-magazin, wie man z.b. an “girl friends” (von milk morinaga <3) sehen kann.
machimachi scheint nicht unbedingt ein werk für jedermann zu sein. der rabucon-anime hat zumindest zu einem grossen teil vom osaka-ben gelebt – ohne wären die tsukkomi-gags nur halb so lustig, finde ich. etwas ähnliches fehlt hier offenbar. aber ohne reinzugucken kann ich das natürlich nicht beurteilen.
LoveCom ist doch eine spur überdrehter so wie das aussieht. Und macht auch weniger einen auf niedlich, sondern bombardiert die Leser mit viel Slapstick und Neckereien.
Würde Machimachi auch mal lesen. Vielleicht kommt der ja mal in einer europäischen Sprache raus.
@Seto
Machimachi sehe ich sowohl für Jungs als auch für Mädels geeignet. Ansprechen tut der Manga jedoch wohl in erster Linie einsame Jungs, die auf Süsses aus sind. Aber du hast recht: Comic High ist kein reines Shounen-Magazin (und auch kein typisches Seinen-Magazin).
“Love Complex” hat durch den Osaka-Dialekt seinen eigenen Charme und die Figuren sind alles andere als scheu und introvertiert. Typisch Shoujo-Manga mit Helden “with an attitude”. Nachdem beide ein Paar werden, geht es auch eher darum, ob sie zusammenhalten, was sie nach dem Abschluss der Oberschule tun, ect. Und es kommen weitere Figuren hinzu. Bei Machimachi passiert im Vergleich hingegen zunächst kaum wirklich etwas, ausser dass beide nach ein paar Kapiteln zusammenkommen und mal ein erstes Date haben. Es gibt ausser den beiden nur zwei weitere Figuren, die für die Handlung jedoch zunächst vernachlässigbar sind.
So wie du das hier beschreibst, klingt es eigentlich ganz interessant.
In solchen Momenten ist es echt doof, lesen aber nicht verstehen zu können…
Aber für solche Manga würde sich das Japanisch-Lernen wahrscheinlich sogar lohnen.
Hachja~ Ich sollte mich echt mal, dahinter klemmen xD
Denn in den Manga reinlesen würde ich schon gerne x3
Du hast mir hier echt eine lange Nase gemacht xD
Noch ein Beitrag den ich mag :)
Nebenbei: Heisst es nicht “LoveLY Complex”?
Ja, das war ein Tippfehler. Wobei es garantiert ein Manga geben dürfte, der auch “Love Complex” heisst ^^;