Miyazakis Laputa auch im Deutschschweizer-Kino
Vor drei Monaten erfuhr ich die Meldung, dass Universum Film Miyazakis Klassiker Tenku no Shiro Laputa in Deutschland und Österreich unter dem Namen Das Schloss im Himmel in die Kinos bringt. Mit dem habe ich nicht gerechnet, weil der Film 20 Jahre alt ist und die Namen Miyazaki und Ghibli verglichen mit Frankreich immer noch relativ wenigen Kinogängern was sagt, so dass ein Kinorelease im deutschen Sprachraum doch eher unwahrscheinlich ist. Umso grösser also meine Überraschung, dass ein Kinoverleiher dieses kleine Juwel in die Kinos bringt. Und jetzt hat Laputa sogar den Weg ins Kino der Deutschschweiz gefunden. Das musste ich einfach feiern, darauf habe ich seit vielen Jahren gewartet. Also bin gestern Abend in Zürich in die 20:00 O.m.U. Vorstellung des Kino Abaton 4 gegangen.
Das Kino mit 160 Sitzplätzen ist gerade frisch renoviert worden und ist auch ganz angenehm (frische Luft, gute Sitze…). 16 Besucher waren anwesend. Eigentlich sehr wenig, aber bei diesen momentanen schwierigen Bedingungen fürs Kino (Fussball WM, schönes Wetter…) kann man leider nicht mehr erwarten. Die Bildqualität war sehr gut und auch genügend scharf, obwohl ich zunächst skeptisch war, da die zuvor eingespielte Werbung wirklich hässliche horizontale Streifen aufwies.
Zum Film: Einmal mehr ist mir bewusst geworden, wie actionreich und poetisch-lyrisch er ist. Laputa ist definitiv mein Lieblingsfilm von Hayao Miyazaki – ich habe ihn in den letzten 10 Jahren bestimmt zwischen 10-20 mal gesehen. Einige Szenen des Films haben mich bei der ersten Visionierung unglaublich fasziniert – das wäre zum einen die Action-Höhepunkte wie etwa die einstürzende Brücke, Sheetas Sprung in die Tiefe, um in die Arme Pazus zu fallen (absolut atemberaubend!), die quasi magischen Momente auf Laputa mit der einprägsamen Leitmotiv von Joe Hisaishi und dann vor allem die nervenaufreibende Schlüsselszene am Ende des Films zwischen Sheeta, Pazu und Muska (die Reaktion von Pazu und Sheeta: Unvergesslich!).
Auf Grossleinwand ab Filmrolle macht Laputa gleich nochmals soviel Spass. Ich habe Details entdeckt, die mir zuvor entgangen waren. Etwa kleine Wassertropfen, die von Rohren runterfallen, oder der vorbeihuschende Nebel zu Beginn des Films. Man sieht auch die “Fehler” der traditionellen Cel-Animation deutlicher, was mich als Animationsfan überhaupt nicht gestört hat. Im Gegenteil, das gibt dem Film einfach nur noch mehr Charme.
Was mir weiter aufgefallen ist, ist die Ruhe im Soundtrack. Trotz aller Actionszenen gibt es viele “Verschnaufspausen”, bei denen man wirklich rein gar nichts hört und auch das kleinste Geräusch im Saal sich bemerkbar macht. Das ist ein grosser Unterschied zu den Bombardements, wie man sie von Hollywood-(Animations)filmen kennt. Man start gebannt auf die Leinwand, um ja nichts zu verpassen. Und dann plötzlich kommt wieder der majestätische Soundtrack von Joe Hisaishi zum Vorschein. Perfekt.
Interessant fand ich auch die Reaktionen des Publikums: Beim schönen Abspannslied kimi o nosete mit dem aufsteigenden Baum blieben die meisten sitzen, und als die Leinwand nur noch schwarz zeigte, war kein Mucks mehr zu hören. Ich interpretiere das so, dass Laputa einen grossen Eindruck beim Publikum hinterlassen hat :)
Das einzig absolute Jammerschade an der ganzen Sache ist der Umstand, dass wegen der Fussball WM und dem Sommerwetter nur sehr wenige Menschen ins Kino gehen und dies gerade bei Anime dem Kinobetreibern wiederum ein falsches Signal setzen könnte. Isao Takahatas Pom Poko hat in der Westschweiz aus diesen Gründen bisher nur 650 Besucher anziehen können. Ich hoffe wirklich, dass mein Lieblings-Miyazaki wenigstens einige (wenige) Tausend Eintritte verbuchen kann.
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