Manga Review: Cupid II – Cherry Syndrome

Bloged in Manga by Ataru Thursday January 31, 2008


Hilfe! Ich schrumpfe!! Küss und rette mich, mein Prinz!

So lautet die Kurzfassung des Mangas, den ich heute vorstellen will. Taku Kitazakis Cupid no Itazura II – Cherry Syndrome. Das Dumme ist, es sagt nichts über ihn aus. Also, hier mal eine längere Fassung:

Die Handlung dreht sich um den 23 jährigen Salaryman Agawa Munenori, der im Beruf und Privatleben es mit der Launenhaftigkeit von Frauen zu tun kriegt. Der Gute ist Angestellter der Kosmetikfirma “Lèvre” und leidet dort darunter, dass er sich gegenüber Frauen nicht wirklich durchsetzen kann. Die Verkäuferinnen der Kosmetikabteilung, für die er als Buchhalter zuständig ist, nutzen daher seinen schwachen Charakter mit viel Durchtriebenheit zu ihren Gunsten aus. Ein bisschen Krokodilstränen hier, etwas gespielte Koketterie da, und der gute Agawa schenkt den Frauen die gewünschte Aufmerksamkeit oder nimmt ihnen gleich die ganzen lästigen Arbeiten ab.


Agawa hat auch seine liebe Mühe mit Aso-san, der 26-jährigen supercoolen Karrierefrau aus der PR-Abteilung, die eine seiner Vorgesetzten ist und ihn gerne tadelt. Der Ärmste hat ihr gegenüber lauter Komplexe. Das rührt bereits von der Zeit des ersten Anstellungsgesprächs her, als sie ihn mit scharfen Worten entblösste, er würde sich nur für Lèvre interessieren, weil die Kosmetikbranche auch in Zeiten wirtschaftlicher Flaute Sicherheiten bieten würde. Agawas einzige Möglichkeit, etwas Druck abzulassen, ist das private Gucken von “Sex mit der Chefin”-PrOnvideos. Wahrhaftig ein armes Schwein, der Agawa.



Eines Tages lernt Agawa eine hübsche junge Frau kennen, die ganz anders daherkommt als diejenigen, wovon sich sein bisheriges Frauenbild zusammensetzt. Amamiya Rena ist 19 und eigentlich Studentin. Zu dumm nur, dass sie seit ein paar Wochen unter einer mysteriösen Krankheit leidet, die sie immer jünger werden lässt. Als Agawa Rena zum ersten Mal trifft, sind beide im örtlichen MacDonalds und Rena sieht mit ihrer Schuluniform aus wie eine 15-jährige. Rena bestellt ein Menu für mindestens 10 Personen, isst dann aber, abends alleine im Park, alles selber auf. An Hunger mangelts ihr nicht, denkt sich Agawa, und verdrängt die heimlich von ihn beobachtete Szene. Kurze Zeit später steht dann dasselbe Mädchen vor Agawas Haustür und bittet ihn unbedingt um einen Kuss.


Es stellt sich später heraus, dass Rena tatsächlich unter so einer bizarren Krankheit leidet und dass nur Agawas Speichel eine spezielle Substanz enthält, die Renas fortschreitendes Jüngerwerden stoppt. Beim täglichen Küssen kann der Effekt gar leicht umgekehrt werden – Rena kann also wieder ein klein wenig älter werden. So kommt es, dass beide sich dann tagtäglich Küssen. Zum Leidwesen von Agawa, denn Rena gerät beim Küssen völlig ausser Kontrolle und schleckt ihn, O-Ton Agawa, “wie ein wilder Afghanhund” ab. Er nimmt das aber in Kauf. Küsst er sie nämlich nicht, läuft Rena Gefahr, dass sie eines Tages sterben könnte, was er nicht mitverantworten möchte. Zudem leidet Rena permanent an Heisshunger, wen sie von Agawa nicht geküsst wird, daher die verdrückten 10 Menüs im Stadtpark.



Die Beziehung zwischen Agawa und Rena verkompliziert sich zusätzlich, als Agawas kühle Vorgesetzte Asa Sayako, zur Überraschung der Protagonisten und des Lesers, seine Freundin wird und er nach ein paar Wochen wilden Sex (in der Küche, im Bett, im Wohnzimmer, in der Firma, im Keller, ect.) mit ihr gestehen muss, dass da noch, ähh, eine Andere in seinem Leben ist. Die arme Sayako wird fast Ohnmächtig als sie feststellen muss, dass die Andere eine Grundschülerin ist (Rena ist in der Handlung mittlerweile auf 12 Jahre runtergeschrumpft). Wütend wird sie, als sie erfährt, dass beide sich jeden Abend einmal küssen.



Der Manga läuft dann weiter auf ein – Achtung, Männertraum! – “Menage à trois” hinaus, bei der alle drei sich auf die neue Situation einstellen müssen. Zwischendurch fliegen noch die Fäuste der Frauen (oder doch nicht ganz?), aber alles in allem gewöhnen sich die Protagonisten mit diesen bizarren Lebensumständen. Die Handlung geht auch darauf ein, was für ein bisheriges Leben Rena gehabt hat und wie sich ihre Beziehung zu einem jungen Studenten entwickelt, in den sie seit ihrer Mittelschule heimlich verliebt ist und für den sie noch in der Schule ihr schüchternes Streber-Image ablegen wollte – wäre da nicht ihre fiese niedliche Schwester gewesen, die ihr Steine in den Weg legen wollte.



Cherry Syndrome, alias Sakuranbo Syndrome, Cupid no itazura II von Taku Kitazaki, ist eine gelungene Mischung aus spannendem (Melo-)Drama, Erotik, Romanze und Fantasy. An Comedy mangelt es dem Manga bisher auch nicht, wobei es nicht der Schwerpunkt der Handlung ist, auch wenn mein Schreibstil es anders vermuten lässt. Dafür nimmt sich die Geschichte teils doch etwas zu ernst, was sich insbesondere daran bemerkbar macht, dass der Zeichner aus Agawa Munenori für den japanischen Leser eine Identifikationsfigur kreiert, die in Sachen Frauen und Liebe bisher kläglich versagt hat, ja sogar verletzt worden ist, und mit diesen Themen ist in einem Seinen-Magazin für junge männliche Erwachsene nunmal nicht zu spassen.

Die Ernsthaftigkeit, die diesbezüglich an den Tag gelegt wird, ist auch der einzige Punkt, der mich am Manga etwas stört. Es schimmert ein klassisches Rollenbild durch, bei dem die Frau den armen gebeutelten Mann mit ihrer Fürsorglichkeit gefälligst zu dienen hat retten kann. Das zeigt sich besonders dann, als Agawa bereits früh in der Handlung mit einer Rena konfrontiert wird, die alles dafür tut, um wieder erwachsen zu sein, und daher im Stundehotel sich nackt vor ihm auszieht. Agawa erinnert sich dabei an einem Korb, den er vor Jahren in der Mittelschule eingefangen hatte. Sein Schwarm zog sich nackt vor ihm aus und sagte, sie liebe nun einen Anderen; sie wolle sich vor ihm trennen, aber dafür dürfe er zum ersten und letzten Mal mit ihr schlafen. Dieser Korb hat Agawa quasi traumatisiert, und dementsprechend rastet er bei Renas Verhalten im Stundenhotel fast völlig aus. Als er ihr dann dieses Erlebnis unter Tränen beichtet, beginnt sie ihn zu trösten. Wie gesagt, erzählerisch gesehen hat die Frau hier dem Mann zu dienen, als Trostkumpel, was sie dann auch zu einer “ehrhaften” Person macht. Solche chauvinistischen Rollenbilder hinterlassen bei mir ein flaues Gefühl in der Magengegend; vielmehr als der Umstand, dass Agawa später täglich ein Loli küssen muss, was ich als reine Fantasy ansehe. Vom Dornröschen-Mythos reden wir mal nicht. Eine Alice Schwarzer hätte an so einer Geschichte ihre wahre Freude.



Ansonsten gibts von meiner Seite her nichts über den Manga zu bemängeln. Er erscheint derzeit wöchentlich im Magazin Young Sunday und ist als Fortsetzungsgeschichte überaus beliebt. Bislang sind 5 Bände beim Verlag Shougakukan rausgekommen, Band 6 erscheint in ein paar wenigen Wochen. Eine Scanlation existiert bislang noch nicht.

Was mich beim Manga erstaunt, sind die doch sehr gepflegten und detailreichen Zeichnungen, wenn man bedenkt, dass Kitazaki bislang alle sechzig Kapitel innerhalb von knapp über einem Jahr gezeichnet, oder zumindest veröffentlicht hat. Seine zeichnerischen Qualitäten sind für dieses verlegerische Tempo unbestritten gut, und es macht Spass zu sehen, wie sexy er die Frauen in manchen Posen zeichnet (ich denke da vor allem an Aso-san).



7 responses to “Manga Review: Cupid II – Cherry Syndrome”

  1. avatar fyl says:

    23 Jahre… Uni abgeschlossen und berufstätig… Ich krieg jedesmal nen Schock, wenn ich sowas irl sehe.

    Inwieweit hängt der Manga eigentlich mit Cupid no Itazura – Nijidama zusammen? Außer, dass es hier auch eine Dreiecksbeziehung gibt.

  2. avatar Ataru says:

    Hmpf, bist du etwa jetzt auch in dem Alter, wo ich dich “Langzeitstudent, ätsch bätsch!” schimpfen darf? ;-)

    Es gibt eine unwichtige Nebenfigur, eine sexy Wissenschaftlerin, die in beiden Mangas vorkommt. Der Protagonist wird zudem in beiden Manga mit dem Kosenamen “Mutchan” angesprochen. Ansonsten ist Cupid II vom Vorgänger unabhängig. Beiden ist bloss gemeinsam, dass es, korrekt, um eine Dreiecksbeziehung geht, und eine seltene Krankheit mit von der Partie ist.

  3. avatar fyl says:

    Wenn ich meine ganzen Auslandaufenthalte und den Vorstudiensprachkurs dazu rechne, bin sogar noch innerhalb der Regelstudienzeit. :D
    Die Krankheit in Cupid I ist aber echt fies. Da ist Rena echt kein Vergleich dazu. (Aus der Perspektive eines Mannes gesehen ;)

  4. avatar seto says:

    “cupido no itazura”, das deutet ja schon auf eine serie mit dem thema “amors streiche” hin. da muss nicht unbedingt ein direkter zusammenhang zwischen den geschichte bestehen.

    dass das deine aktuelle lieblingsserie ist hab ich ja schon feststellen können :)

    sehe grade dass es von der ersten serie ein dorama gibt. mal reingückseln.

  5. avatar Nayx says:

    Ah, sieh an, über Sakuranbo Syndrome (wie ich das bisher immer nannte) hast du ja auch geschrieben.

    Der Manga ist auch wirklich sehr gut, zumindest am Anfang. Wie der Hauptcharakter und seine Chefin zusammen kommen und ihren Alltag bewältigen, unterscheidet sich schon sehr von den üblichen Teeniegeschichten – die Figuren hier sind wirklich erwachsener. Der Romantikanteil stimmt ebenfalls und die Sache mit der Krankheit wird auch nur nebenbei angeschnitten, bzw. ist nicht so schlimm. Erst später wurde es erst so richtig übel… .

    Wieso müssen Frauen in solchen Werken eigentlich immer als Sexsüchtig dargestellt werden? Zuerst wollte seine Chefin ja nur eine Beziehung (wobei es von ihrer Seite glaub Bedingungen gab) und machte auch einen eher normalen und seriösen Eindruck, verhielt sich zugleich auch wirklich sehr verliebt (die Romantik stand mehr im Mittelpunkt); aber sobald man sich einigermaßen daran gewöhnt hat, gab es dann diesen Hentaimäßigen Sex – und das am liebsten 3x pro Tag! So hab ich es jedenfalls noch in Erinnerung, lese den Manga schon länger nicht mehr.

    Sowas finde ich immer soooo schlecht. Warum kann man es so gut wie nie normal und realistisch angehen? Hat mir auch den Spaß an Manga wie Virgin na Kankei oder Taku Kitazakis aktuelles Werk, Kono S wo, Mi yo!, verdorben.

    Aber gute Review!

  6. avatar Ataru says:

    Sieh an, es gibt Sakurambo Syndrome mittlerweile also auch als Scanlation, wie? … Wenn das so weiter geht, werden wohl alle der von mir vorgestellten “exklusiven” Manga eines Tages als englische Scanlation erhältlich sein. Wobei… nein, wohl eher nicht (“Fuyu Monogatari” und andere Exoten auf Englisch glaube ich erst, wenn ich es sehe) ;)

    Gegen heisse Sexszenen habe ich im Grunde genommen nichts. Du hast aber schon etwas recht mit der Sexsucht der Frauen in Kitazakis Geschichten. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass der Manga junge männliche Erwachsene anprechen soll – Sex sells, halt. Ich muss aber an dieser Stelle auch sagen, dass mir Sakurambo Syndrome damals (vor vier Jahren) mehr gefallen hat als sein aktuelles Werk Kono S o miyo!, von dem ich bislang die ersten sieben japanischen Bände gekauft habe und die beiden letzten noch nicht. Ich finde die Protagonisten im neuesten Werk weniger interessant, und dort sind die Frauen wegen der magischen Anziehung auf das Tattoo ja zwangsweise sexsüchtig, was wiederum der Erotik meiner Ansicht nach etwas abträglich ist.

  7. avatar Nayx says:

    Wenn es so weiter geht und immer mehr Scanlationgruppen dicht machen, da zahlreiche Mangaseiten ihre Werke unerlaubt anbieten, bezweifle auch ich, dass es je dazu kommen wird.^^

    Sakuranbo Syndrome hat mir auch mehr gefallen, aber bei Kono S o miyo! fand ich gut, dass die Protagonisten noch so “rein” waren. Hat mich doch unterhalten, wie sie ihren Alltag und die Beziehung bewältigt haben.

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